Die Geschichte von der kleinen Gabi
Gabi ist 19 Jahre alt und ein Sheatlandpony. Sie ist dunkelbraun und ihr Fell ist lang und irgendwie immer ganz wuschelig und kuschelig.
Gabi kam auf ganz seltsame Weise im Sommer 22 zu uns. Fast so, als ob da eine höhere Macht im Spiel gewesen wäre. Eines Tages nämlich, ich hatte mir es eigentlich verboten in Ebay rumzuschnüffeln (weil ich immer eine arme Seele finde oder irgendwelchen Leuten Frechheiten schreibe, weil sie Tiere abgeben wollen, die ihnen ein Leben lang treu zur Seite standen), doch wie als wenn meine Finger sich selbständig gemacht hätten, war ich plötzlich in der Kategorie Ponys und ein braunes Gesichtchen schaute mit wundervollen, etwas traurigen Augen direkt in mein Gesicht.
Ich las: Seatlandpony für 800 Euro zu verkaufen, von Kindern gut zu reiten und ausserdem lieb beim Schmied und auch sonst zu jedermann. Ohne dass ich es wollte (oft mache ich Sachen, die automatisch von statten gehen), schrieb ich der Anbieterin eine Nachricht und schilderte ihr unseren Hof, unsere Seelchen und dass wir unbedingt eigentlich und sofort diese kleine Gabi wollten, allerdings gab es auch einen Haken, denn wir haben als Lebenshof niemals Geld übrig.
Wahrscheinlich würde die Frau mir sowieso nicht zurückschreiben dachte ich, denn bestimmt würden sich viele Leute mit Kindern melden, die Gabi direkt kaufen würden. Aber ich wollte Gabi so gerne, denn ich hatte das Gefühl, dass sie bei uns leben sollte. Prompt kam zwei Stunden später eine ganz liebe Nachricht und dass die Anbieterin sich genau das gewünscht hatte für Gabi. Nichtstun mit Freunden und guter Versorgung. Natürlich telefonierten wir sofort und sie erzählte mir, dass sie Gabi aus verwahrloster Haltung vor Jahren gekauft hat, sie aber psychisch dem Reitbetrieb nicht standhalten würde und dass Gabi deshalb sehr unglücklich wäre. Was absolut sooo lieb war von dieser netten Frau war, dass sie bis auf eine kleine Schutzgebühr, auf ihr Geld verzichtete, dass sie auf jeden Fall für Gabi auch bekommen hätte.
Drei Tage später holten meine Freundinnen Petra und Claudia unsere Gabi ab. Mein Herz hüpfte vor Freude. Gabi selbst zeigte kaum Emotionen, im Gegenteil. Nach ein paar Minuten gab sie einem das Gefühl schon immer hier gewesen zu sein, an diesem Ort, bei diesen Ponyfreunden und bei diesen Menschen. Sie kapierte alle Abläufe nach nur zwei Tagen. Sie ist so bescheiden, lieb und nimmt sich eher zurück. Sie hasst im allgemeinen Kinder und mag sie auch auf keinen Fall auf ihrem Rücken. Sie liebt es geputzt und geschmust zu werden. Sie liebt es, wenn die Erste Hilfe Kurse auf unserem Hof sind, Verbände angelegt zu bekommen und tausend streichelnde Hände auf ihr. Sie mag es, wenn ich neben ihr gehe, wenn sie rausgeht und sie wartet stets auf mich. Sie liebt ihren kleinen Freund Smokey; die beiden sind auch unzertrennlich geworden. Gabi hasst es, wenn ich ihre verklebten Auge saubermache, aber ist auch wieder ok mit mir, wenn ich ihr ein Leckerli zum Ausgleich gebe. Gabi liebt es auf dem Paddock noch schnell ein Apfel-Zimt Leckerchen zu bekommen und sie schaut mich immer so an, dass ich das Gefühl habe, ihr eine ganze Tüte davon geben zu wollen.
Ich liebe Gabi so sehr und merke, dass ich eine ganz starke Bindung zu ihr habe, denn auf eine seltsame Weise rührt sie mich. Wunderbare, wundervolle, einzigartige Gabi.